Experten-Interview: Rückversicherung auf dem DACH-Markt

Für Erstversicherer ist es immens wichtig, die volle finanzielle Kontrolle und Flexibilität über ihre Rückversicherungsprozesse zu haben. Geeignete Rückversicherungslösungen machen dies möglich. Eines der weltweit führenden Systeme ist Sapiens ReinsuranceMaster (SRM). Unser Sales Director DACH, Simon Dufour, und Martin Greenberg, Head of Reinsurance Business Practice bei Sapiens, sprechen über den Mehrwert von Rückversicherungssystemen und warum sie für globale Versicherer und Rückversicherer so wichtig sind.

Martin, bitte beschreibe doch kurz deinen beruflichen Werdegang und deine derzeitige Rolle.

Ich war viele Jahre lang in der IT-Entwicklung und im IT-Management tätig, die meiste Zeit davon in der Versicherungsbranche auf  Kundenseite. Neben meiner IT-Karriere war ich aber auch 3 Jahre lang CEO eines Unternehmens innerhalb der israelischen Phoenix-Gruppe. Dann wechselte ich auf die Anbieterseite und entwickelte und verwaltete P&C- und Rückversicherungssysteme. Ich bin nun seit über 17 Jahren bei Sapiens, derzeit als Leiter von Reinsurance Business Practice und Pre-Sales für das Produkt ReinsuranceMaster.

Simon:
Zu meiner Person kann ich sagen, dass ich beruflich in der Rückversicherung geboren und aufgewachsen bin… Ich war 21 Jahre lang bei Munich Re, dem Marktführer in diesem Geschäftsfeld, in verschiedenen operativen Funktionen tätig. 2019 habe ich mich entschieden, auf die Seite der IT-Anbieter zu wechseln. Seit vier Monaten bin ich nun bei Sapiens Germany als Senior Sales Executive tätig.

Was genau leistet der Sapiens ReinsuranceMaster, welchen Mehrwert liefert das System für ein Versicherungsunternehmen? 

Martin:
Mit SRM verwaltet ein Versicherungsunternehmen die gesamte Wertschöpfungskette der Rückversicherung. Das System speichert alle Rückversicherungsverträge auf einer einzigen Plattform. Sobald der Anwender alle Rückversicherungsverträge und -programme eingerichtet hat, führt das System automatisch die Zuordnung von Policen- und Schadenfällen zu den entsprechenden Rückversicherungsverträgen durch, basierend auf den Regeln, die der Anwender in den Verträgen festgelegt hat. SRM übernimmt die Zuweisung und alle damit verbundenen Berechnungen: Beiträge, Provisionen und die Zuweisung von Schadenfällen, all dies wird automatisch durchgeführt.
Wir erledigen auch die gesamte Buchhaltung, so dass wir allen Dritten, den Rückversicherern und Maklern, automatisch Bericht erstatten.

Ich würde sagen, dass jedes IT-System, insbesondere im Finanzbereich, über umfassende Berichtsfunktionen verfügen muss. Mit SRM stellen wir umfangreiche Online-Abfragen bereit, die der Anwender aktivieren kann, um sofort Informationen für alle erdenklichen Zwecke abzurufen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich um ein End-to-End-Produkt handelt, das alle Rückversicherungsverträge, alle Berechnungen und die gesamte Buchhaltung verwaltet und alle relevanten Informationen für Statistiken, das Management und aufsichtsrechtliche Berichterstattung liefert.

Functional Components & Scope

Simon:
Die Leistungsversprechen von SRM lassen sich dementsprechend aufschlüsseln:

  1. Die Möglichkeit, das gesamte Rückversicherungsprogramm mit vielen, vielen Funktionalitäten zu verwalten. Wir können jedes einzelne Versicherungsprodukt auf dem Markt abdecken. Man kann sich das wie ein Tetris-Spiel vorstellen: Alle Programme sind miteinander verflochten, was die Verwaltung sehr kompliziert macht. Und genau das übernimmt SRM automatisch.
  2. Überlegene Unterstützung für die Buchhaltung: Wir unterstützen alle Arten von Buchhaltungsausgaben, einschließlich lokaler und internationaler Standards für die Rechnungslegung.
  3. Wir können globale Organisationen abbilden: SRM unterstützt mehrere Unternehmen, mehrere Währungen und mehrere Sprachen. Das bedeutet, dass ein Unternehmen nicht nur seine Zessionen nach außen, sondern auch gruppeninterne Rückversicherungsprogramme in seinem Markt und im Ausland verwalten kann.
  4. SRM kann sowohl die aktive als auch die passive Rückversicherung unterstützen, d.h. die Rückversicherung, die Sie zedieren, aber auch die Rückversicherung, die Sie akzeptieren. Dies bedeutet, dass sie sowohl den Versicherern als auch den Rückversicherern angeboten werden können. Dies ist sehr wichtig, denn die Grenze zwischen Erstversicherung und Rückversicherung verschwimmt von Jahr zu Jahr mehr.
  5. SRM ist konfigurierbar und flexibel. Es ist ein Produkt, bei dem viele Funktionen bereits vorkonfiguriert sind und die Kunden sie konfigurieren können, anstatt sie zu kodieren. Das ist grundsätzlich ein Vorteil auf Kundenseite bei der Umsetzung.
    Und wir hören auch auf unsere über 20 Kunden weltweit! Auf diese Weise können wir die Funktionen der Lösung ständig verbessern.
  6. Außerdem investieren wir stark in die Technologie von SRM, indem wir durch einen modulbasierten Ansatz zu einer containerisierten Microservices-Architektur übergehen.

Martin:
Flexibilität ist deshalb so wichtig, weil, wie Simon schon sagte, Rückversicherungsprogramme sehr komplex sein können, mit verschiedenen Verträgen, die sich gegenseitig begünstigen. Stellen Sie sich vor, Sie müssen jedes Jahr zur IT-Abteilung gehen, um das Programm zu ändern. Aber die Rückversicherungsabteilung möchte unabhängig sein und dies selbst tun können.
Konfigurierbarkeit und Flexibilität sind der Schlüssel für das laufende Rückversicherungsgeschäft.

ReinsuranceMaster: The Value PropositionWarum ist es für Versicherer so wichtig, über ein umfassendes Rückversicherungssystem zu verfügen? 

Martin:
Zunächst einmal geht es darum, die betrieblichen Abläufe zu optimieren. Die Unternehmen versichern sich gegen sehr große Risiken: Sie übernehmen viele Policen aus vielen Sparten und müssen sich vor großen Schadensfällen schützen. Diese Rückversicherungsverträge, die erhebliche Verbindlichkeiten mit sich ziehen, können nicht mit Excel-ähnlichen Tools verwaltet werden, was ein enormes operatives Risiko für das Management und das Unternehmen darstellt.

Das ist also der erste Grund: Genauigkeit sicherstellen, denn sobald Versicherer ihre Rückversicherungen mit Excel verwalten, verlassen sie sich auf menschliche Tätigkeiten, die fehleranfällig sind.
Fehler können passieren, und die Unternehmen müssen über ein System verfügen, das Genauigkeit gewährleistet und Fehler verhindert. Es geht auch um die Einhaltung von aufsichtsrechtlichen Vorschriften und das Risikomanagement, und Versicherungsunternehmen sind in puncto Risikomanagement ganz vorne mit dabei! Es ist wichtig, die Rückversicherung zu automatisieren, denn bei manuellen Rückversicherungsaktivitäten können beträchtliche Beträge für Schadenfälle entgehen.

Außerdem wollen die Versicherer Autorisierungs- und Sicherheitsregeln und -prozesse umsetzen: wer darf welche Art von Beträgen eingeben und was muss zusätzlich genehmigt werden. Ich brauche einen vollständigen Prüfpfad und muss in der Lage sein, alle Vorgänge zu überprüfen. Dafür muss ich ein effektives System haben, das Genauigkeit und Prozesskontrolle garantiert.

Als Versicherer möchte ich sicherstellen, dass alles rationalisiert ist und einfach funktioniert. Die Mitarbeiter haben jeden Tag ein bestimmtes Zeitfenster, um alle Aufgaben zu erledigen. Wenn alles nachverfolgt und geplant ist, funktioniert das System optimal und rationell.
Letztlich geht es also um die Optimierung von Effektivität und Effizienz, das ist also der eine Teil.

Als nächstes müssen wir über das Risiko der Rückversicherung sprechen: Als Versicherer muss ich Schadenfälle eintreiben. Ich zahle Schadenfälle für große Events wie Waldbrände, Überschwemmungen, einzelne Unternehmen, was auch immer. Und ich muss die entsprechenden Beträge für Schadenfälle aus meinen Rückversicherungsverträgen zurückerhalten.
Unternehmen, die Schadenfälle manuell oder auf der Grundlage von Excel-Tabellen berechnen und verwalten, sehen sich mit „claims leakage“ konfrontiert.

Das Risiko ist enorm, und die Beträge sind so hoch, dass Unternehmen Rückversicherungssysteme „nur“ umsetzen, weil sie aufgrund ineffizienter, ineffektiver Schadensfälle erhebliche Verluste erlitten haben.

Der dritte Grund ist die buchhalterische Unterstützung. Es gibt viele monetäre Rückversicherungstransaktionen, wie Beiträge, Provisionen, Schadensfälle; Versicherer müssen in der Lage sein, diese nahtlos und exakt an ihre Buchhaltung zu übertragen. Alles, was die Buchhaltung betrifft, muss exakt, schnell und automatisch verwaltet werden. Das kann man nicht manuell machen. Denn wenn ich meine Buchhaltung nicht richtig verwalte, verliere ich am Ende viel Geld.

Comprehensive Management of Reinsurance Programs

Du sagst, dass mehr als 20 Kunden weltweit SRM nutzen. Wer sind diese Kunden? 

Simon:
Nun, die Kunden von SRM befinden sich im Grunde auf vier von fünf Kontinenten weltweit. Nur Australien fehlt. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Unternehmen: Wir haben multinationale Unternehmen wie AIG, CHUBB, Generali Employee Benefits, regionale Akteure wie ABSA in Afrika oder MSIG in Deutschland und wir haben die lokalen Akteure wie das polnische Unternehmen Warta. Es ist also ein sehr bunter Strauß an Anwendern.
Wenn man sich die Bandbreite ansieht, dann zeigt dies, dass ein Produkt das Rückversicherungsgeschäft weltweit abdecken kann. Das liegt daran, dass die Rückversicherung in den meisten Ländern recht ähnlich ist. Es gibt zwar Unterschiede zwischen den Märkten, aber es handelt sich um ein globales Geschäft.

Es ist sehr wichtig zu betonen, dass wir Kunden im privaten Versicherungsgeschäft haben, aber auch solche in der Industrie- oder Gewerbeversicherung, wo die Rückversicherungsprogramme besonders anspruchsvoll zu verwalten sind.

ReinsuranceMaster: Customers & Geographies

Welche Rolle wird SRM in Zukunft auf dem DACH-Markt spielen? 

Simon:
Hoffentlich eine große! Bisher haben wir in der DACH-Region nur eine begrenzte Marktpräsenz. Um das zu ändern, werden wir Gespräche und Demos mit potenziellen Kunden führen und unser Wissen über die Marktdynamik vertiefen. Wir möchten, dass der Markt unsere Lösung besser kennenlernt, und letztendlich wünschen wir uns natürlich, dass die Zahl der Partnerschaften mit Rückversicherern und Versicherern in naher Zukunft wächst.

Martin:
Ein weiteres Thema, das wir bisher nicht wirklich angesprochen haben, sind unsere Business Analytics-Kapazitäten.
Wir entwickeln spezielle Reports, die KPIs (Key Performance Indicators) liefern, um Managern zu helfen, die Rückversicherung für die Zukunft zu planen.
Anstatt ihnen zu sagen, was in der Vergangenheit passiert ist, können wir einen Bericht erstellen, der sagt, was in der Zukunft wahrscheinlich passieren wird. Das ist echte Business Intelligence. Die Rückversicherungs- und Underwritingmanager könnten somit bessere Entscheidungen für die Zukunft treffen.

Simon:
Um zum Schluss zu kommen: Die Produkte für Rückversicherungen mögen gleich aussehen. Aber einer der großen Vorteile von Sapiens ist: Wir besetzen Rückversicherung mit Leuten, die wirklich wissen, wovon sie reden. Wir sind nicht nur ein Softwareanbieter, sondern auch eine Gruppe von Menschen, die wirklich wissen, was Rückversicherung bedeutet.
Und ich denke, das ist einer der größten Vorteile von allen.

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